"Die Globalisierung der Weltwirtschaft, die erst mit dem Zusammenbruch des 'Realsozialismus' und der Überwindung der Teilung der Welt in zwei antagonistische Gesellschaftssysteme Anfang der 1990er-Jahre begonnen hat, bildet das bisher höchste Stadium der Jahrhunderte währenden Internationalisierung des Wirtschaftslebens. Von diesem Prozess waren die einzelnen Sektoren der Weltwirtschaft und Formen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen recht unterschiedlich betroffen, was ihm einen noch großen Spielraum für die weitere Entfaltung - sowohl in die Tiefe als auch in die Breite - gibt. Russland hat seit dem Beginn der 2000er-Jahre ernst zu nehmende Anstrengungen unternommen, um sich der Globalisierung wesentlich besser anzupassen und um aus einem passiven Objekt der Globalisierung zu einem entsprechend den nationalen Interessen gestaltenden Akteur derselben zu werden. Es befindet sich derzeit allerdings erst in der Anfangsphase dieser Bemühungen." (Autorenreferat)
"In dem vorliegenden Artikel wird auf den Zustand, die Entwicklungstendenzen und Aussichten der zwischenstaatlichen Einrichtungen im postsowjetischen Raum (außerhalb des Baltikums) eingegangen. Aufgrund der nach dem Zerfall der Sowjetunion entstandenen Konstellationen im postsowjetischen Raum bestehen derzeit weder die Voraussetzungen für eine Entwicklung der GUS zu einer Wirtschaftsunion im Sinne des Vertrages von 1993 noch zu einer homogenen Freihandelszone. Gleichzeitig sind aber weder Russland noch seine GUS-Partner (Ausnahme: Georgien) an einer Auflösung dieser Gemeinschaft interessiert. Auf Initiative Kasachstans wurde nach dem informellen GUS-Gipfeltreffen in St. Petersburg (Juni 2007) und dem ordentlichen Gipfel in Duschanbe (Oktober 2007) ein Reformkurs im Sinne der Kunst des Möglichen eingeschlagen, und zwar nach der von N. Nasarbajew geprägten Formel: Jedes Jahr wird eine Frage gelöst. Ist also für die GUS das Vorbild EU heute eher irrelevant, so könnte es für die nach der Zahl der Mitgliedstaaten kleineren Gemeinschaften im postsowjetischen Raum als Orientierungshilfe dienen, die nicht zwecks zivilisierter Ehescheidung, sondern für einen engeren ökonomischen, sozialen und politischen Zusammenhalt ins Leben gerufen wurden. In der Euroasiatischen Wirtschaftsunion (EAWG) ist die Gründung einer Zollunion, die durch diverse Elemente einer Wirtschaftsunion schrittweise zu ergänzen wäre, bereits mittelfristig (bis 2011) im Bereich des Möglichen. Die EAWG könnte zum Gravitationskern der postsowjetischen Neuintegration (eine Reintegration ist definitionsgemäß unmöglich) werden. Der Bundesstaat Russlands und Weißrusslands entwickelt sich in Bezug auf die ökonomische Integration in kleinen Schritten. Nach dem Übergang Weißrusslands zur Massenprivatisierung 2008 könnte sich diese Entwicklung beschleunigen. Russland, das als Integrationsmotor wirken könnte, fehlt immer noch eine durchdachte, konsistente Strategie für die Gestaltung des postsowjetischen Raumes." (Autorenreferat)
"Infolge des chaotischen Zerfalls der UdSSR und der tief greifenden, für Wirtschaft und Gesellschaft äußerst schmerzlichen Transformationskrise (1992 bis 1998 ging das russische BIP um ca. 40% zurück), die 1998/99 ihren Tiefpunkt erreicht hatte, verlor die Russische Föderation (RF) objektiv die Rolle eines Kraft- und Gravitationszentrums der Weltwirtschaft, welche die Sowjetunion zweifellos innegehabt hatte. Als Ergebnis der Belebung und dann der Hochkonjunktur der russischen Volkswirtschaft 1999 bis 2007 hat sich die weltwirtschaftliche Lage der RF verbessert, bleibt jedoch in vieler Hinsicht problematisch. Der Autor gibt der Leserschaft eine differenzierte Analyse der Positionen Russlands in allen wichtigen Bereichen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen: Handel mit Waren und Dienstleistungen, Direktinvestitionen, Arbeitsmigration, internationalen Währungsbeziehungen. Es wird nachgewiesen, dass die bisherige Bilanz der Beteiligung der RF an der Globalisierung ausgeglichen oder leicht negativ ausfällt. Trotzdem ergeben die bisherigen Entwicklungstendenzen der Weltwirtschaft und der RF seit Jahrtausendwende für Russland mittelfristig wie auch auf längere Sicht keine ungünstige Perspektive. In diesem Zusammenhang werden die Ergebnisse einer Prognose für die Evolution der Positionen Russlands im Welthandel bis 2017 präsentiert." (Autorenreferat)
"In allen Transitionsländern, auch in der Russischen Föderation (RF), waren die sozialökonomische Entwicklung bzw. der Reformprozess in Richtung Marktwirtschaft und pluralistische Demokratie vor allem durch die Revolution in den Eigentumsverhältnissen (Schlagwort: Privatisierung) sowie durch das Zustandekommen von neuen Märkten und Institutionen gekennzeichnet, was in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur auch einen gebührenden Niederschlag fand. Dagegen blieb der für ganze Gesellschaften ausschlaggebende und existenzielle Bereich von Arbeitsbeziehungen etwas im Hintergrund von wissenschaftlichen Forschungen bezüglich der Reformländer, obwohl auch hier eine tiefgreifende Revolution stattgefunden hat. In dem vorliegenden Artikel ist der Autor bestrebt, diese Lücke wenigstens teilweise zu schließen. Er untersucht die Beziehungen im russischen sozialen Dreieck, das entgegen anderslautenden Behauptungen keine wahre Sozialpartnerschaft verkörpert (nicht zuletzt wegen fehlender Mitbestimmung), im System von Tarifverträgen (Kollektivverträgen) auf betrieblicher und sektoraler Ebene, geht der Problematik der Arbeitsverträge mit Arbeitnehmern nach, beleuchtet die Situation in besonders brisanten Bereichen von Arbeitsbeziehungen wie die Lohngestaltung, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit. Insgesamt entsteht ein frühkapitalistisches Bild dieser Beziehungen. Allerdings häufen sich unter den Bedingungen einer abgeschlossenen Urakkumulation des Kapitals und eines seit der Jahrhundertwende kräftigen Wirtschaftswachstums Zeichen einer Erholung bzw. Stabilisierung in der russischen Arbeitswelt an." (Autorenreferat)
"Das sowjetische System einer totalen sozialen Sicherheit und Versorgung, wenn auch auf einem mäßigen qualitativen Niveau, wurde bereits in den ersten Jahren der postsowjetischen Transformation Russlands weitgehend zerstört, was wegen der totalen Verarmung der Masse der Bevölkerung und der scharfen Einkommenspolarisierung ein beträchtliches Konfliktpotenzial erzeugt hat. Dem im Zuge der tiefen makroökonomischen und gesellschaftlichen Transformationskrise von 1992-99 von vielen Faktoren verursachten Desaster im russischen Sozialwesen konnte in den nachfolgenden Jahren entgegengewirkt werden. Insgesamt hat sich die Situation in diesem Bereich seit 2001 stabilisiert und teilweise sogar leicht verbessert, doch ist sie nach wie vor widersprüchlich und sehr unterschiedlich. Die Reformen im Sozialwesen sind bisher nicht so weit wie in der Binnen- und erst recht in der Außenwirtschaft fortgeschritten, obwohl die makroökonomische Situation in der RF seit der Jahrtausendwende für diese Umgestaltungen recht günstig gewesen ist. Die heutige Sozialordnung in Russland ist eine Mischung aus planwirtschaftlichen und leistungsbezogenen, auf Sozialversicherung fußenden Spielregeln. Allerdings weisen die marktwirtschaftlichen Ansätze in diesem Bereich bereits ein deutliches Übergewicht auf." (Autorenreferat)
"Der Artikel bietet einen Überblick über den spektakulären Strukturwandel in der russischen Ökonomie im Zusammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformation nach der Auflösung der Sowjetunion Ende 1991. Der Strukturwandel wird einer eingehenden Analyse sowohl auf der makroökonomischen Ebene der drei Sektoren der Volkswirtschaft als auch intrasektoral, innerhalb des sekundären (Industrie) und des tertiären (Dienstleistungen) Bereichs, unterzogen. Den Ursachen dieser tief greifenden Veränderungen wird auf den Grund gegangen. Der Autor stellt und beantwortet die Frage, ob die Expansion des tertiären Bereichs zum führenden Sektor der russischen Ökonomie im Hinblick auf den BIP- und den Beschäftigungsanteil bereits das Kommen eines Postindustrialismus westlicher Provenienz bedeutet. Der Artikel enthält auch eine Vorausschau auf die strukturelle Entwicklung der russischen Volkswirtschaft bis 2010 und langfristige Überlegungen des Autors bezüglich der Zukunftsvision Russlands." (Autorenreferat)
"Der Artikel bietet einen Überblick über die Umgestaltung des monetären Systems Russlands im Zusammenhang mit anderen grundlegenden Umwälzungen der russischen Volkswirtschaft und Außenwirtschaft im Zuge der bisherigen zwei Phasen der marktwirtschaftlichen Transformation. Die schwere Finanzkrise von 1998, die auch das russische Bankwesen zutiefst erschüttert hatte, konnte alles in allem überwunden werden. Das russische Bankensystem hat sich davon erholt und entwickelt sich insgesamt positiv. Es wird der Werdegang des zweischichtigen Bankensystems (zentrale Notenbank plus zahlreiche vorwiegend private Geschäftsbanken) seit Ende der 1980er Jahre einer differenzierten Analyse unterzogen und dessen Entwicklungsniveau aus der Sicht der weltwirtschaftlichen Kriterien als mittelmäßig eingestuft. Die Umgestaltung der Eigentumsverhältnisse, die Tätigkeiten von Geschäftsbanken und deren Bonität, die staatliche Geld und Kreditpolitik sowie einige wichtige außenwirtschaftliche Aspekte der Transition des monetären Bereichs Russlands, etwa die internationalen Positionen und Aktivitäten der russischen Banken u.a.m., werden detailliert dargelegt. Der Autor gibt auch eine mittelfristige Vorschau auf die weitere Entwicklung dieses Systems, das sich den Standards von entwickelten Marktwirtschaften schrittweise annähern dürfte." (Autorenreferat)
"Der Artikel enthält eine Analyse der Umgestaltung der Grund- und Bodenverhältnisse in der Russischen Föderation unter den Bedingungen der marktwirtschaftlichen Transformation seit dem Zerfall der Sowjetunion Ende 1991. Diese Analyse erfolgt vor dem historischen Hintergrund der Evolution dieser Verhältnisse seit der Abschaffung der Leibeigenschaft im Russischen Zarenreich 1861. Die Keime privater Bauernwirtschaften, die in der Zeit des Zarismus und der von Lenin eingeleiteten (1921) Neuen Ökonomischen Politik entstanden waren, wurden in der 'Epoche' des Stalinismus und der späteren Sowjetzeit völlig ausgerottet. Kurz vor dem Ende der Gorbatschow'schen 'Perestrojka' (1989) und dem Zusammenbruch der UdSSR wurde halbherzig und ohne Erfolg ein Versuch unternommen, die Gründung und Entwicklung von Bauernwirtschaften als Familienbetriebe in die Wege zu leiten. All das hat eine effiziente Umgestaltung des agrarischen Sektors in Russland auf marktwirtschaftlicher Grundlage wesentlich erschwert. Folglich ist die Umgestaltung der Grund- und Bodenverhältnisse in Russland seit 1992 hinter den Reformen in anderen Bereichen der Volkswirtschaft, vor allem in der Industrie, zurückgeblieben. Das ist auch die Folge eines besonders harten politisch-ideologischen Kampfes um die Bodenreform. Das seit Ende 1993 in der neuen Verfassung der Russischen Föderation verankerte Recht natürlicher und juristischer Personen auf Privateigentum von Grund und Boden wurde mehrere Jahre lang gesetzlich nicht abgesichert. Dies wurde zu einem wichtigen, wenn auch nicht zum entscheidenden, Faktor für die tiefe Agrarkrise und die makroökonomische Transformationskrise. Erst 2001/2002 wurden durch die Verabschiedung zweier Rahmengesetze auf föderaler Ebene, die die Grund- und Bodenverhältnisse regulieren, wirtschaftsrechtliche Mindestkonditionen für die effiziente Umgestaltung der Grund- und Bodenverhältnisse nach dem Modell einer entwickelten Marktwirtschaft westlichen Zuschnitts errichtet. Es wird nun darauf ankommen, einschlägige Ausführungsgesetze und andere Rechtsnormen niedrigeren Niveaus (Präsidialerlasse, Regierungsverordnungen, regionale Rechtsvorschriften etc.) zügig auszuarbeiten und das ganze Reformwerk konsequent umzusetzen. Der Artikel gibt auch einen Ausblick über die Entwicklungen auf diesem Gebiet." (Autorenreferat)